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Liebe Unterstützerinnen, liebe Unterstützer,

seit unserem Infobrief vom 11.11.2023 gab es zum Bau des Kreisaltenheims auf der Kaltenbachwiese keine grundlegenden Veränderungen. Aktuell liegt das Projekt auf Eis.
Laut Aussage der Gemeinde lägen die Gründe für die Verzögerung der Grundstücksverhandlungen wohl insbesondere in den geänderten finanziellen Rahmenbedingungen des möglichen Betreibers (d.h. der Kreisaltenheime Traunstein GmbH).

Zunächst das Wichtigste der letzten Monate zusammengefasst. Weitere Informationen zu einzelnen Punkten findet ihr dann im Abschnitt „Zusätzliche Erläuterungen“.

November 2023Städteplanerische Standortanalyse der Gemeinde für das Kreisaltenheim 

In der Gemeinderatssitzung vom 13.11.2023 wurde den Gemeinderatsmitgliedern nachträglich eine Standortanalyse der Gemeinde für das Kreisaltenheim präsentiert. Die Analyse erfolgte aus städteplanerischer Sicht durch ein Planungsbüro. Ein Bewertungskriterium war dabei, wo sich das geplante Gebäude mit seiner massiven Erscheinung vertretbar ins Ortsbild einfügen lässt. Dies wäre bei 4 von 5 bewerteten Standorten gegeben. Bei der Kaltenbachwiese käme laut Planungsbüro positiv hinzu, dass die Sicht auf das Altenheim auf zwei Seiten durch die sehr hohen Bäume (des Biotops) begrenzt wäre. Natur- und Landschaftsschutz wurden bei der Analyse nicht berücksichtigt. Ob der Standort auch im Hinblick auf Seniorenbedürfnisse geeignet ist, wurde ebenfalls außer Acht gelassen. (weitere Informationen zur Standortanalyse und zur Gemeinderatssitzung unter „zusätzliche Erläuterungen“)

November 2023Bürgerversammlung der Gemeinde Unterwössen

In der Bürgerversammlung vom 29.11.2023 sprach der Bürgermeister u.a. auch über das Projekt Altenheim und präsentierte in diesem Zusammenhang die Standortanalyse. Die bereits vorhandenen Baupläne und das Konzept wurden nicht gezeigt. Er informierte darüber, dass sich die Projektplanungen aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen hinauszögern und man daher seitens der Gemeinde Geduld haben und abwarten müsse.

März 2024Information der Gemeinde zum aktuellen Planungsstand auf Anfrage der BI Anfang März 2024 baten wir die Gemeinde um Auskunft zum aktuellen Planungsstand.
Laut Gemeinde verzögerten sich die Verhandlungen auch weiterhin.
Die Gemeinde sehe aber kurzfristig keinen dringenden unmittelbaren Handlungsbedarf, da der Betreiber des aktuellen Senioren- und Pflegeheims Anthojo bestätigt hatte, dass der Betrieb (bis längstens 2035) fortgeführt wird.
Nachdem Anthojo im Herbst 2023 auf die Gemeinde zugegangen war, um die gemeinsamen Gespräche wieder aufzunehmen, stehen die Gemeinde und Anthojo mittlerweile wieder im Kontakt. (weitere Informationen zu unserer Anfrage unter „zusätzliche Erläuterungen“)

April 2024Zweites Treffen der BI mit der Leitung des Anthojo-Seniorenheims Mitte April 2024 trafen wir uns erneut mit der Leitung des Anthojo Seniorenheims in Unterwössen.
Anthojo ist auch weiterhin auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück für ein neues Altenheim mit einer benötigten Fläche von ca. 5.500m². (Das jetzige Grundstück des Anthojo Seniorenheims umfasst ca. 4.500m².)
Laut Anthojo gebe es einen dringenden Bedarf einer Tagespflege von ca. 25 Plätzen, die auch einfacher und schneller realisierbar wäre als ein Pflegeheim. Hierfür würden Räumlichkeiten von ca. 200-300m² Fläche benötigt. Anthojo wäre bereit, die Tagespflege zu betreiben und hätte dies der Gemeinde Unterwössen gegenüber mitgeteilt.
Neben der Notwendigkeit stationärer Pflegeplätze bestehe auch eine hohe Nachfrage nach betreutem Wohnen, daher möchte Anthojo dies auch zukünftig in seinen Einrichtungen mit anbieten, so wie bereits im Seniorenzentrum Grassau.
Anthojo plant Ende des Jahres auch eine Ausweitung seines ambulanten Pflegedienstes und seines Angebots „Essen auf Rädern“.

Da sich die Pflegesituation in den kommenden Jahren weiter zuspitzen wird, bräuchte es aus Sicht Anthojos eine Zusammenarbeit aller Pflegedienstanbieter, sozialer Verbände und der Gemeinden, um gemeinsam geeignete Lösungen und Konzepte für die pflegerische Versorgung im Achental zu finden. Allerdings fehle hierfür eine zentrale Stelle, die das Thema vorantreibt und alle Akteure zusammenbringt. Diese Aufgabe könne von einer Gemeinde übernommen werden, aber auch von einem sozialen Verein bzw. einer sozialen Einrichtung.

Fazit: Die Pflegedienstleister und Seniorenbeauftragten der Region sehen dringenden Handlungsbedarf bezüglich der Pflegesituation im Achental. Denn selbst wenn das Kreisaltenheim gebaut wird, ist der ambulante und stationäre Pflegebedarf im Achental nicht abgedeckt. Die Gemeinde hingegen sieht keine Notwendigkeit, weiter aktiv zu werden und lehnt unsere Forderung, eine Arbeitsgruppe mit lokalen Fachkräften aus dem Pflegebereich einzusetzen, weiterhin ab. Stattdessen hält sie an einem Projekt fest, das von dem favorisierten kommunalen Betreiber aktuell nicht realisiert werden kann und der seine Aktivitäten auf unbekannte Zeit zurückgestellt hat.
Andere Gemeinden in der Region haben die Notwendigkeit zum Handeln erkannt und versuchen bereits mit Arbeitskreisen und Bürgerbeiräten etwas gegen den Pflegenotstand zu tun.


Zusätzliche Erläuterungen

Städteplanerische Standortanalyse der Gemeinde und Gemeinderatssitzung Vertreter der Bürgerinitiative waren bei der Präsentation der Standortanalyse bei der Gemeinderatssitzung am 13.11.2023 anwesend. Wortmeldungen von anwesenden Bürgern sind bei Gemeinderatssitzungen nicht erlaubt.
Die Standort-Analyse wurde von dem Planungsbüro „Wüstinger + Rickert Architekten und Stadtplaner PartGmbB“ erstellt und präsentiert, dem Planungsbüro mit der die Gemeinde laut Bürgermeister bereits seit 2017 zusammenarbeitet. 5 Standorte wurden bewertet. Die Kriterien waren: Bebauung, Ortsbild, Erschließung, verfügbare Fläche und sonstige Rahmenbedingungen. Ergebnis der Analyse war, dass nur die Kaltenbachwiese als Standort in Frage käme.
Natur- und Landschaftsschutz sowie die generelle Eignung für ein Altenheim waren keine Bewertungskriterien.
Auf die Frage einer Gemeinderätin, ob der Standort Kaltenbachwiese auch aus Sicht der Senioren für ein Altenheim geeignet wäre, meinte der Architekt, dass er dies nicht beantworten könne, da er diesbezüglich kein Fachmann sei. Ob die Entfernung zum Ortskern und zu Geschäften für die Senioren zu weit wäre oder ob es generell ein guter Platz für ein Altenheim sei, könne er nicht beurteilen.
Auf die weitere Frage einer Gemeinderätin, warum die Gemeinde keine Arbeitsgruppe mit lokalen Fachkräften aus dem Pflegebereich einsetzen möchte, meinte der Bürgermeister, dass die Gemeindeverwaltung sich vor ihrer Entscheidung mit Fachleuten beraten hätte. Ein Gemeinderat entgegnete, wen man denn noch alles mit einbeziehen solle, es würde dadurch ja immer komplizierter.
Die Präsentation des Planungsbüros hat die Gemeinde auf ihrer Webseite zum Download zur Verfügung gestellt und es wurde in der Gemeindezeitung darüber berichtet.
Ausgabe 24, Seite 4 Link

Notiz am Rande: Im Februar 2024 wurde die Gemeinde mit dem Gütesiegel „Flächenbewusste Kommune“ für den Schutz der wertvollen Ressource Boden und unserer Ökosysteme und für die Reduzierung des Flächenverbrauchs ausgezeichnet. Bei der Suche nach einem Standort für das Kreisaltenheim hat für die Gemeinde das Flächensparen und der Erhalt wertvoller Natur aber keine Rolle gespielt. Im Gegenteil, für Standorte, die bereits versiegelt und bebaut sind und leer stehen!!!, wurden bei der Standortanalyse Minuspunkte vergeben, für unbebaute Grünflächen wurden hingegen Pluspunkte verteilt.

Anfrage der BI zum aktuellen Planungstand bei der Gemeinde Anfang März 2024 haben wir uns per E-Mail bei der Gemeinde über den aktuellen Planungsstand zum Altenheim erkundigt. Die Fragen bezogen sich u.a. auf:
· den Stand der Vertragsverhandlungen zum Kreisaltenheim
· die Pläne zur Erschließung des Grundstücks am Kaltenbach und zur Anbindung an die Hauptstraße
· einen Plan B der Gemeinde, falls das Kreisaltenheim nicht gebaut werden kann
· weitere Pläne der Gemeinde bzgl. Pflegesituation / Seniorenkonzept
· mögliche Pläne der Gemeinde, Anthojo in das Seniorenkonzept mit einzubinden
· Abstimmungen zwischen den Gemeinden zur Pflegesituation im Achental

Der Bürgermeister verwies in seiner Antwort zur pflegerischen Situation darauf, dass die vier Achental-Gemeinden 3 Quartiersmanager eingestellt hätten, die sich um die Belange der Senioren kümmerten und untereinander absprechen würden, wobei sich die zwei einwohnerstärksten Gemeinden Marquartstein und Unterwössen eine Vollzeitkraft teilen. Darüber hinaus gebe es keine weiteren Maßnahmen bzw. Abstimmungen zwischen den Gemeinden. Laut Bürgermeister würden sich die örtlichen Bedürfnisse und Schwerpunkte doch von Gemeinde zu Gemeinde unterscheiden. Die Gemeinde stünde aber wieder im Kontakt mit Anthojo und beide hätten sich darauf verständigt, sich über sämtliche künftige Entwicklungen gegenseitig abzusprechen bzw. zu informieren.
Zu den Erschließungsmöglichkeiten der Kaltenbachwiese und der Anbindung an die Hauptstraße, die von der Gemeinde mit dem Straßenbauamt bereits besprochen worden sind, erhielten wir erneut keine Auskunft. Laut Gemeinde gebe es nach wie vor keine konkreten Pläne darüber.


Sobald es neue Entwicklungen und Informationen gibt, werden wir wieder darüber berichten. Wir freuen uns über jedes Feedback von euch und beantworten gerne eure Fragen.

Falls ihr uns aktiv unterstützen möchtet, schreibt uns einfach per E-mail oder unterstützt uns mit einer Spende.
Vielen Dank!

Eure Bürgerinitiative „Rettet die Kaltenbachwiese“